Es war einmal im Wilden Westen – da hatten alle Amerikaner das Recht, ihre Bürgerehre selbst zu verteidigen. Mit der Waffe. Als „Relikt“ dieser „wilden Zeiten“ gründete sich am 17. November 1871 im Bundesstaat New York die NRA – kurz „National Rifle Asscociation“ – als Schützenverein.
Heute tritt die Organisation für das allgemeine Recht der US-Bürger auf Waffenbesitz ein und hat schätzungsweise 4,2 Millionen eingetragene Mitglieder.
4,2 Millionen – das ist selbst in einem großen Land wie Amerika eine ganze Menge und so wundert es nicht, dass die NRA einen sehr festen Stand in der Öffentlichkeit hat. Sie bezeichnet sich selbst sogar „älteste Bürgerrechtsorganisation“ der USA – ein Selbstbild, das Bände spricht.
Dass selbstverständlich auch das Anrecht auf eine Waffe als unumstößliches Bürgerrecht angesehen wird, widerspricht eigentlich da nur unserer europäischen Vorstellung von Rechtsstaatlichkeit.
Doch gerade wegen dieser Ansichten steht die Organisation – auch im eigenen Land – sehr oft in der öffentlichen Kritik. Vor allem wenn es – wie erst kürzlich geschehen – wieder einmal zu einem tragischen Amoklauf an einer öffentlichen Einrichtung oder Schulen kommt. Viele Menschen fragen sich dann – zurecht – ob die persönliche Freiheit des Einzelnen wirklich so teuer bezahlt werden muss und besonders der Zugang, den Kinder und Jugendliche in manchen US-Bundesstaaten zu Waffen haben, steht dabei in der Kritik.
Doch das zu ändern scheint schwer bis unmöglich. Auch wenn im Lauf der Amerikanischen Geschichte schon oft versucht wurde, die US-Waffengesetze zu verschärfen, so schein die Lobby der NRA doch mächtig genug zu sein, dies effektiv zu verhindern. Und da kann man nur sagen: „Gewusst wie.“
Dass die Organisation jetzt ein gratis Videospiel mit dem Namen „Practice Range“ für Kinder ab vier Jahren für iPhone und iPad veröffentlicht hat, erscheint im Hinblick auf die aktuellen Ereignisse zwar fast zynisch, vor allem, weil die NRA selbst Videospiele als Ursache für Waffengewalt und Amokläufe sieht. Aber dennoch passt auch das ganz und gar in das Bild, das diese Gruppierung der Öffentlichkeit vermitteln will.
Als Vertreter ordentlicher Amerikanische Bürger – Mütter, Väter und Steuerzahle gleichermaßen – sieht sich die NRA hauptsächlich als Opfer gezielter „Media Misinformation“ und populistisch geführter politischer Diskussionen.
Bestimmt ist man auch der einheitlichen Ansicht, dass nur ein aus den eigene Reihen autorisierter Shooter über die erzieherischen Qualitäten verfügt, die Kinde schon möglichst früh zu verantwortungsvollen, psychisch ausgeglichenen Schützen erzieht, und – nicht zu vergessen – sie natürlich auch ganz besonders zu wertvollen zukünftigen NRA-Mitgliedern macht.
Ich glaube, man nennt es ganz einfach „Propaganda“.
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