Gamescom 2013 – it smells like sweaty nerd

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Gestern öffnete die Gamescom 2013 in Köln, die für das Fachpublikum schon einen Tag früher gestartet war, ihre Tore „für alle“ – und war bereits im Vorfeld ausverkauft.

gamescom 2013Für so manchen Besucher dürfte es das erste Quest des Tages gewesen sein, die heiligen Hallen am Rhein überhaupt in einem angemessenen Tempo zu erreichen.

Mit mehr als einer viertel Million Besucher rechneten die Messeveranstalter – ein Ansturm, auf den man sich gut vorbereiten wollte. Neben zusätzlichen Catering- und Loungeflächen hatte man vor allem die Hauptgänge verbreitert. Das war bitter nötig, denn besonders am Schnittpunkt der Hallen 6 und 9, in denen sich die Giganten der Branche niedergelassen hatten, herrschte Hochfrequenz.

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Auf der mittlerweile fünften Gamescom ist erneut kaum zu übersehen, dass Games nicht nur einen der innovativsten Märkte bilden, sondern zudem als nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor fest im Raum stehen. Eine Erkenntnis, die sich mittlerweile bis auf die hintersten Bänke der Politik durchgeflüstert hat. Es ist stark anzunehmen, dass dies auch das Ende der ständig wiederkehrende Forderung nach dem berühmten Verbot gewalthaltiger Computer- und Videospiele herbeiführen wird – und zwar im selben Maß, wie der Wirtschaftsfaktor Games in Deutschland an Bedeutung gewinnt. Äußerungen wie die der CDU/CSU Bundestagsabgeordneten Dorothee Bär, Gewalt gäbe es ja auch im Film und in der Literatur, bereiten elegant den Weg, um das Thema in der politischen Diskussion in Zukunft auf Eis legen.

Gut so – denn schaut man sich die Trends auf der Gamescom 2013 an, tritt ein Feature ziemlich deutlich in den Vordergrund: Düster soll es sein.

Und an Gewalt mangelt es dabei wahrlich nicht. Apoklaypse ist das Motto, Heldenmut ist gefragt, bunte, glatte Bilder sind irgendwie out. Zumindest findet man sie im Gaming-Mainstream scheinbar seltener. Ähnliche Düsternis würde sich sicher auch in der Kasse des Finanzministers abzeichnen, würde man zukünftig nur noch Jump-and-Runs oder Serious Games erlauben.

Warum der Stil gerade jetzt so gut ankommt? Da kann man nur raten. Seinen Ursprung nahm das Düster-Phänomen jedenfalls mit Peter Jackson, der mit seiner Herr-der-Ringe-Trilogie Anfang des neuen Jahrtausends den Stil der 80er und 90er-Jahre-Low-Budget-Horrorfilme für das Massenpublikum salonfähig machte. Geschlagene sieben Jahre hatte der Neuseeländer an seinem Mammutwerk gearbeitet und eine visuelle Vision geschaffen, die nicht nur J.R.R. Tolkien alle Ehre macht, sonder sich seither in so gut wie jeder erfolgreichen Fantasy- Action- und SciFi-Hollywood-Produktion wiederfindet.

Auch in der Games-Branche dominiert der Jackson-Weltuntergangs-Stil – in diesem Jahr mehr denn je.

Im Allgemeinen herrscht – zumindest Farblich gesprochen – Eintönigkeit: Grau-in-grau, Braun-in-braun, Graublau-in-graublau. Gelegentlich ein wenig Rot – dann nämlich, wenn es messy wird. Dabei ist es egal, ob man sich in Halle 9 die neuesten Titel von Warner Bros. Interactive, wie Batman Arkham Origins und Kampf um Mittelerde oder Mad Max ansieht, die Shooter-, Horror- und Fantasy-Szenarien von Bethesda wie Wolfenstein – The New Order, The Evil Within oder The Elder Scrolls oder in Halle 6 den aktuellen Assasin’s Creed Black Flag Trailer oder World of Tanks. In fast allen Fantasy-Titel lautet das Credo: „Lord of the Rings all over“. Dunkle Farben, Heldenepen und Horror-Szenarien regieren und sogar in der Fußball-Simulation Fifa 14 und im Mega-Racer Need for Speed Rivals scheinen gedeckte Farben den Vorzug zu haben vor brillantem Rasengrün und knalligem Ferrarirot.

Und dann ist da noch die Technik.

Vor allem sie hat in der Branche dazu beigetragen hat, dass sich die nerdige Nieschenindustrie zu einem ernstzunehmenden, geldschweren Wirtschaftszweig entwickeln konnte. Deshalb spricht man im Gaming auch vorrangig darüber: Spielehersteller und ganze Presse- und Marketingabteilungen definieren sich fast ausschließlich über die „neuesten Tech-Features“: Game-Level-Ups, faszinierende Innovationen wie die Oculus Rift Technologie, massiv gesteigertes Spieltempo für höchste Grafikanforderungen, MMORPG-Modi oder die smarten Next-Gen-Multimedia-Konsolen. Alle diese Innovationen sind auch auf der Gamescom 2013 zu bewundern. Sie kurbeln den Markt an und versprechen Umsatz. Trotzdem stehen sie – zumindest für die Gamer – nicht ausschließlich im Mittelpunkt. Dort tummeln sich auch dieses Jahr wieder die Helden und Villains und machen lautstark auf sich aufmerksam. Gamer sind anspruchsvoll und verlangen ständig Neues. Doch bei aller Technik-Liebe sind es gerade die Helden, die den meistgefragten Spieletiteln die wesentliche Attraktion verleihen. Sie schaffen Identifikation.

Spiele sind gelungene Realitätsflucht. Wer etwas anderes behauptet, der lügt.

Wir wollen uns in eine andere Person verwandeln, Abenteuer und Herausforderungen erleben, und dem Alltag so fern wie möglich sein. Das ist zunächst alles, worum es geht und das ist gut so. Die Technik macht vieles möglich, wenn es um verbesserte Darstellung und Gameplay-Technologie eines Shooters, Racers oder Fantasy-MMOs geht. Virtual-Reality-Tools beeinflussen unsere Spielweise und sie ziehen uns vielleicht tiefer in die Spielhandlung. Doch auch sie ersetzen nicht die Identifikation, die wir bereits vorher brauchen, um immer wieder in unsere Phantasiewelt zurückzukehren. An ihr liegt es, dass apokalyptische Independent-Titel wie „The Last of Us“ oder „The Walking Dead“ so gut funktionieren und sich auch in diesem Jahr wieder Hunderttausende durch die Flure der Koelnmesse drängen. Schließlich wird nicht jeder Titel allein durch ausgefeilte Technik automatisch zum Hit. Selbst ein guter Helden-Name wie Batman ist da kein Garant für schnellen Erfolg.

Auch der Dauerbrenner Assassin’s Creed bietet eine starke Identifikationsfigur, – und steht zudem für technischen Fortschritt, was dem Entwickler Ubisoft immerhin unter anderem eine Nominierung für das „Best Next Generation Console Game“ der Gamescom 2013 einbrachte. Apokalyptische Endzeit-Szenarien, Wargames, und Fantasy-Epen dominieren nicht nur in den Messehallen, sondern auch auf dieser Liste der Nominierungen 2013. Daneben findet man vor allem Racer und Fußball und natürlich die Namen der ganz großen Markenhersteller.

Die Schlangen vor den Anspielstationen sind an allen Ständen lang – an manchen sind sie sogar länger.

Spieler, die ihren Lieblingstitel testen wollen, sollten also vor allem eines mitbringen: viel Geduld. Wer die Gamescom 2013 spontan besuchen möchte, kann übrigens nur noch am Sonntag ein Tagesticket bekommen.

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