Das mit dem Multimedia Staatspreis 2013 preisgekrönte Puzzleadventure und Physikspiel Ludwig ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit des Entwicklers OVOS mit verschiedenen Bildungspartnern in Österreich.
Das bm:uk, die Uni Salzburg oder das Forum Umwelt Bildung haben sich neben anderen an der Entwicklung des Puzzlers beteiligt. Im Bereich der sogenannten „Serious Games“ will Ludwig eine Vorreiterrolle einnehmen: Physikdidakten, Lehrer und Schüler haben bei seiner Entwicklung zusammengewirkt. Ludwig kann so auch im Physikunterricht der 5. Bis 8. Klassen genutzt werden. Für die einzelnen Module stellt der Entwickler Begleitmaterialien für den Unterricht zur Verfügung. Seit dem 21. März 2013 ist Ludwig auch in Deutschland und der Schweiz zu haben.
Mit unserer Review-Version testen wir also unser Physikwissen am hauseigenen PC und sind in der Rolle des kleinen Roboters Ludwig seit einiger Zeit auf dem Planeten Erde unterwegs. Der muss nach einer Notlandung sein Raumschiff wieder in Gang bringen und eine ganze Reihe von Aufgaben lösen. Dabei erforscht er die Gesetze der Physik. Mir als ehemaliger Physik-Niete steht also eine ganz besondere Herausforderung bevor.
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Vor allem, da unser PC den Mindestansprüchen nicht ganz genügt. Die beschreibt der Hersteller so: RAM: 2 GB, GPU RAM: 256 MB, Fetsplatte: 1 GB, Pixel Shader: 2, Vertexshader: 2.
Damit stoße ich leider gleich an die erste physikalische Grenze. Mit einem Gigabyte RAM fehlt mir gut die Hälfte des empfohlenen Arbeitsspeichers – was sich ganz deutlich auf die Performance und die Grafikleistung des Spiels auswirkt und es an diesem PC, selbst in der Einstellung „schnelle Qualität“, nur bedingt spielbar macht – wenn man auf den Vollbildmodus verzichtet.
Kurzerhand muss ein anderes familiäres Laptop herhalten, bei dem die Anwendung zwar auch murrt, aber deutlich besser und einiges schneller läuft. Da ich mich vorher auf der Plattform playludwig.com bereits mit Nutzernamen und Passwort angemeldet hatte, kann ich auch von diesem Rechner aus direkt wieder in den vorher gespeicherten Spielstand einsteigen.
„Energie“ und deren Erzeugung durch Verbrennung, Wasserkraft, Sonne und Wind ist der Schwerpunkt von Ludwig.
Damit widmet sich der Entwickler OVOS einem zukunftsträchtigen Thema, das in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen hat. Als neuer Spieler erfahre ich erst einmal die Hintergrundgeschichte, die im Jahr 2098 spielt. Das Tutorial zeigt die Grund-Features. Die ähneln in fast allem denen eines klassischen Online-Rollenspiels: Von der „Map“ – die oben rechts den Überblick über den aktuellen Standort gibt, bis hin zum klassischen „Quest“ – der zu erfüllenden Aufgabe – und den sammelbaren „Items“ finden sich alle gängigen Elemente. Nur dass es hier eben ums Erforschen und nicht ums „Verteidigen“ geht. Die herumliegenden Gegenstände tauchen mit der Zeit immer häufiger auf und liefern neben Wissens- und Energiepunkten auch Hilfe bei der Lösung von Problemen in diversen Minispielen. Um verschiedene elektrische Geräte in Betrieb zu nehmen, müssen zum Beispiel Sicherungen gefunden und Schaltkreise geschlossen werden.
Insgesamt warten um die 33 Kapitel. Beim Thema „Verbrennung“ begegnen wir Begriffen wie „Zündung“, „Feuer“ oder „Explosion“ und wir erfahren, wie einzelne Feuer-Phänomene zustande kommen. Immer wieder erfährt man etwas Neues und bildet mit der Zeit eine komplexe Wissenskarte.
Am Ende unserer Lektion haben wir gelernt, dass 5-Ampere-Sicherungen schwer zu finden sind, dass das Brecheisen durchaus nicht immer das Mittel der Wahl ist, um einen Schuppen zu öffnen – und dass Holz sauberer verbrennt als Gummi, während Gas gar keine Rückstände hinterlässt.
Das ist doch schon mal was. Wer übrigens eine besondere Herausforderung sucht, sollte einmal versuchen, vier Schaltkreis innerhalb vom 60 Sekunden mit nur 1 Gigabyte Arbeitsspeicher zu schließen.
An mancher Stelle fordert Ludwig auch von erprobten Computer-Kennern vielleicht ein wenig viel Intuition und könnte die Usability noch verbessern. Trotzdem lernt man schnell dazu. Bei der Darstellung der Map, hätte sich das Spiel ein wenig mehr am Vorbild mancher Fantasytitel orientieren können: Weniger detailliert, dafür mit besserer Übersicht und einem etwas größeren Ausschnitt. Mir fällt es bis jetzt schwer, ein Gesamtbild des Terrains zu formen.
Der Ansatz, „trockenes“ Wissen des Physikunterrichts in ein lustiges Computerspiel zu packen und dabei auch gleich den anwendungsbezogenen Aspekt vieler physikalischer Phänomene zu zeigen ist super. Mir hätte das als Schüler gefallen. Mit einem Verkaufspreis von 19,90 Euro liegt Ludwig preislich etwas höher als viele normale PC-Spiele – der Lern-Mehrwert rechtfertigt das aber bei Weitem.
Weitere Infos: www.playludwig.com
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