Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft: Game Developers Conference 2014

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Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Spieleindustrie standen auch in diesem Jahr wieder auf dem Themenplan der Game Developers Conference (GDC) 2014.

Postmortems ehemaliger Spieleklassiker und Vorträge zu aktuellen sozialen Engagements in Spielen und die Darstellung ethnischer Gruppen, Gender und Sexualität sorgten 2014 für aufschlussreiche Diskussionen. Mit der Präsentation von Hard- und Softwareinnovationen, die in den kommenden Monaten und Jahren die Branche definieren werden, richtete die Konferenz zudem erneut den Blick in die nahe Zukunft.

In den Classic Game Postmortems eröffneten spannende Vorträge zur Entstehung von Spieleklassikern den Teilnehmer einen einmaligen Einblick. Eugene Jarvis berichtete über die Entwicklung von Robotron: 2084 – einem kultigen Arcade-Spiel der 80er Jahren. Yu Suzuki sprach über den Entstehungsprozess des epischen Konsolenklassikers Shenmue, während Dave Lebling das klassische Text-Abenteuer Zork behandelte und damit auch die ersten Jahre der Spieleindustrie aufs Podium brachte. Als besonderes Highlight sprachen auch die Veteranen des LucasFilm Games Team über ihre jahrzehntelange Erfahrung bei Entwicklung von experimentellen Spielen. Darunter das weltweit erste MMO, Habitat/Club Caribe oder der Abenteuer-Titel Maniac Mansion sowie The Secret of Monkey Island.

Seit 2013 widmet sich ein Teilbereich der GDC besonders sozialen Themen in Spielen. Die Darstellung ethnischer Gruppen, und das Thema Sexualität und Frauenfeindlichkeit fanden auch in diesem Jahr wieder in Vorträgen des Advocacy Track Beachtung. Gewünscht ist ein offener Dialog über eine sichere und offenere Umgebung für Spieler und Entwickler. Der Advocacy Track lud daher zum ersten Mal alle GDC Teilnehmer ein. Manveer Heir, Game-Designer bei BioWare Montreal und bekannt für seine Arbeit an Mass Effect, rief mit seinem Vortrag „Frauenfeindlichkeit, Rassismus und Homophobie: Welche Position nehmen Videospiele ein?“ die internationale Branche eindringlich zum Umdenken auf.

Für seine kritische Rede erhielt der Designer Standing Ovations. Er kritisierte die aktuelle Position der Spieleindustrie und die Darstellung von Minderheiten und Frauen in Games und forderte seine Kollegen auf, sich von Stereotypen zu lösen. Seine Analyse bestimmter Spiele im Hinblick auf dieses Thema zeigte zahlreiche negative Aspekte auf.

Reale Vorbilder, so Heir, seien keine akzeptable Ausrede, Vorurteile in Spiele zu übernehmen, zumal diese selbst selten auf der Realität fußten.

Als positive Beispiele hob er Assassin’s Creed: Liberation und – seinen eigenen Favoriten, das Indie-Game Papers, Please heraus. (Mehr zum Vortrag hier: http://www.polygon.com/2014/3/19/5528066/mass-effect-manveer-heir-gdc-social-injustice)

Das Thema Frauen betrachtet die Games Developer Conference regelmäßig auch aus einer anderen Perspektive – und zwar der beruflichen. Zum wiederholten Male fand das “#1ReasonToBe” Panel statt, das Frauen aus unterschiedlichen Entwicklungsbereichen vorstellte.

Games Developer Conference 2014

Auf dem Expo Floor in der Moscone South Hall boten unter anderem die Giganten der Branche Demonstrationen zu ihren Produkten, begleitet von Networking und Rekrutierungsmöglichkeiten. Gegenüber, in der Moscone North Hall, zeigten GDC Play Aussteller und Sponsoren Spiele und Apps. Ein Umfeld, in dem gerade neuen Entwicklern eine einfache und günstige Gelegenheit erhielten, ihre Spiele potenziellen Distributoren, Geschäftspartnern und Investoren zu präsentieren.

Für Aufsehen sorgte Codename Project Morpheus – die Enthüllung der in der Entwicklung stehenden Virtual Reality (VR) Brille von Sony Computer Entertainment, die als Headset mit PlayStation 4 und der PlayStation Kamera zusammenarbeiten soll.

Bei der Vergabe der Game Developers Choice Awards punktete, wie fast nicht anders zu erwarten, ein Spieletitel besonders : Naughty Dogs packendes Abenteuer The Last of Us gewann den Award für bestes Design, beste Geschichte und Game of the Year. Auch Papers, Please von Lucas Pope erhielt einen Preis für das innovativste Spiel und das beste Download-Game.

Meggan Scavio, Geschäftsführerin der Game Developers Conference: „Hardware- und Software-Innovationen bestimmen die Zukunft der Spielebranche aber noch wichtiger sind die Leute, die sich weiterentwickeln wollen und sich treffen, um die besten Methoden dafür auszutauschen. Das ist es, was die GDC wachsen lässt und zu einer idealen Plattform für alle macht, die danach streben, ein noch schöneres, riskanteres, lauteres, leiseres, bewegenderes, packenderes, spaßigeres und tiefgründigeres Spielerlebnis zu erschaffen.“

Interaktive Bereiche sorgten auf der Game Developers Conference 2014 zumindest dafür, diese letzte Aussage zu unterstützen: Einen unterhaltsamen Zeitvertreib fanden die Teilnehmer unter anderem in einer Ausstellung des Videogame History Musuems über die Geschichte von Nintendo. alt.ctrl.GCD zeigte hingegen einige ungewöhnliche Eingabegeräte – wie Fußpedale, Aktenkoffer und Telefonhörer und eine Präsentation des Museum of Art and Digital Entertainment (MADE) feierte die glorreiche Geschichte von Lucasfilm Games. Spieler konnte außerdem an Aktivitäten und Games der Indie MEGABOOTH Showcase teilnehmen und die aktuellsten und tollsten Indie-Games ausprobieren. iam8bit Productions präsentierte den rasanten Wissenswettbewerb “You’ve Got Game Show!”, während die GDC bei “Doing it on the Table” einen Bereich für Tabletop-Spiele von Videospieldesignern reserviert hatte.

Die Games Developers Conference 2014 gilt in der internationalen Branche als das größte und aktivste Event für Fachkräfte im Bereich Spiele-Entwicklung. Mit 24.000 Teilnehmern kann die Veranstaltung in diesem Jahr einen neuen Teilnehmerrekord verbuchen. Die Branchenexperten aus aller Welt trafen auf der Konferenz im San Francisco Moscone Center zusammen, wo man sich auch 2015 wieder zusammenfinden will. Themen für die nächste Konferenz können ab Sommer 2014 eingereicht werden.

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