Mit alten Spielen ist es, wie mit Büchern. Sie riechen nach Nostalgie. Vor allem, wenn man sie, wie am vergangenen Wochenende auf der 18. Retro-Börse in Bochum, in rauen Mengen vorfindet.
Bei bestem Wetter und in entspannter Stimmung strömten am Samstag Vormittag zahlreiche Besucher in das Kinder- und Jugendzentrum Falkenheim in der Akademiestraße in Bochum. So mancher war schon seit dem frühen Morgen startbereit und hatte geduldig am Eingang ausgeharrt, um nur ja als erster die Heiligen Hallen der Retro Games zu erobern. Auch unter Games-Sammlern gilt eben: Wer die besten Schnäppchen ergattern will, muss sehr früh aufstehen. Man(n) ist ständig auf der Jagd – nach Raritäten, seltener Hardware, Pixelgames und Nostalgie. Und von all dem gab es am Samstag im Überfluss.
Schnell wird an diesem Tag klar: Retro Games sind eine echte Männerdomäne – was mich als erfahrene Comicbörsen-Gängerin kaum schreckt. Immerhin haben neben mir an diesem schönen Tag noch etliche weibliche Besucherinnen den Weg nach Bochum gefunden und Kindermangel herrschte ebenfalls nicht. Während man verteilt auf drei Etagen so gut wie alles fand, was – vor allem in den späten 80er und 90er Jahren in ein ordentliches Jugendzimmer gehörte, – sorgte das dauerhaft angedockte Lockmodul am örtlichen PokeStop nebenbei für zeitgemäßen Spielspaß am hochmodernen Smartphone -, was offensichtlich nicht nur die Kids begeisterte.
#StarTrek50 – wie alles begann
Interessant für Star-Trek-Fans dürfte die kleine Ausstellung zu Ehren des 50-jährigen Franchise-Jubiläums der Si-Fi Serie gewesen sein. Abseits vom Trubel der Verkaufsstände konnten Besucher hier Spiele-Raritäten wie das textbasierte Computerspiel Super Star Trek bewundern, bei dem man als Captain der USS Enterprise auf Klingonen-Jagd gehen, und Kriegsschiffe zerstören soll, indem man Befehle in die Command-Line des Programms eingibt, – wobei das Standardwerk 101 BASIC COMPUTER GAMES (zu finden auf www.classicbasicgames.org) früher Gamern zu Hilfe kam. Glaubt man den Recherchen, so wurde BASIC Computer Games, vor allem deshalb zum millionenfach verkauften Hit, weil es unter anderem den BASIC Quellcode für Super Star Trek enthielt.
Spannend war diese kleine Werkschau auch, weil man, die technische Entwicklung der Computerspiele über die Jahre hinweg praktische am „lebenden Objekt“ studieren konnte. Heute ist längst nicht mehr so viel Vorstellungskraft und wesentlich weniger technisches Know-how erforderlich, wenn man als Spieler in die Welt der Games einsteigen will. Warum die Gamer lange Zeit als „Nerds“ gelabelt wurden, wird einem hier allerdings schnell klar.
Zur ganz „alte Schule“ der Retro Games gesellen sich nun immer öfter auch Vertreter der nächsten Generation „Retro Gaming“. Sony’s Mitte der 1990er erschienene PlayStation 1 gehört mittlerweile immer häufiger zu den besonders gefragten Objekten unter Sammlern, so der Mitveranstalter Jens Klöpfel. Gemeinsam mit seinen beiden Mitstreitern Michael Braun und Jens Brinkmann organisiert er seit 18 Jahren die Retro Börsen im Ruhrgebiet und ist natürlich selbst ein passionierter Sammler. Seit den ersten Börsentagen erfreuen sich die Veranstaltungen stetig wachsender Nachfrage, sodass 2016 erstmals drei Räume im Jugendzentrum Falkenheim mit Händlerständen belegt werden konnten. Neben den Verkaufsräumen im Erd- und Untergeschoss wurde 2016 auch die Turnhalle im ersten Stock zum Basar umfunktioniert – und trotz heißer Temperaturen von den Besuchern akribisch durchforstet, während von draußen die synthetischen Klänge einer „Games-Sound-Machine“ durch die offenen Fenster hereintröpfelten und die Kulisse thematisch passend untermalten.
Mehr Infos über die Termine und Aktivitäten der Retro Börse gibt es hier: www.retroboerse.de
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